Archiv der Kategorie: Bibliothek: Technologie

„The Guardian“: Überfliegendes, digitales Lesen ändert die Gehirnstruktur

Die Forscherin und Autorin Maryanne Wolf beschäftigt sich in einem Artikel vom 25. August in der Online-Ausgabe des „Guardian“ mit dem „überfliegenden Lesen“ (Englisch: Skim reading) in der digitalen Welt. Jede/r von uns kennt das aus dem ICE-Großraum oder Flugzeug: Smartphones, iPads, Notebooks oder E-Reader bilden heute den Schwerpunkt bei den Arbeits- und Freizeitgeräten. Mit den veränderten Werkzeugen einher geht auch ein verändertes Leseverhalten, so Wolf: Texte werden nurmehr zusammenfassend überflogen oder sind durch ihr Format (Tweets, Facebook-Texte) sowieso leichter konsumierbar als längere, anspruchsvolle Inhalte. Der oberflächlichen Aufnahme folgen auf Dauer auch die Gehirnstruktur und das vor 6000 Jahren ausgebildete intellektuelle Aufnahmevermögen, so Wolf weiter. Diese „deep reading“ genannte Fähigkeit bildet aber die Grundlage für die Internalisierung von Wissen und kritische Analyse.

Ihre eigene Forschung sowie beispielsweise Untersuchungen von Mark Edmundson in Großbritannien und Anne Mangen in Norwegen würden zeigen, dass Studierende sowie Schüler immer schlechter in der Lage seien, längere und komplexe Texte aufzunehmen. So habe eine Kontrollgruppe von Lesenden auf einem Kindle schlechtere Erinnerungsfähigkeiten und ein schlechteres Textverständnis als die Print-Vergleichsgruppe. Die „neue Norm“ beim Lesen sei das „Skim reading“, bei dem lediglich sinntragene Bestandteile eines Texte entnommen werden.

Das Fazit der Autorin: Wir brauchen eine neue Form des „bi-literaten“ Gehirns, das sowohl in der digitalen wie der klassischen Form des Lesens in der Lage ist, Texte gründlich aufzunehmen – denn davon abhängig sei letztlich die Fähigkeit, gedanklich über das Gelesene hinauszugehen, sich in andere Standpunkte hineinzuversetzen und damit auch eine lebendige Demokratie zu sichern.

Frühere oder ähnliche Untersuchungen kommen übrigens zu ähnlichen Ergebnissen:
https://www.theguardian.com/books/2014/aug/19/readers-absorb-less-kindles-paper-study-plot-ereader-digitisation

https://www.businessinsider.de/students-learning-education-print-textbooks-screens-study-2017-10?r=US&IR=T

Link:
https://www.theguardian.com/commentisfree/2018/aug/25/skim-reading-new-normal-maryanne-wolf

Beitrag von Andreas Mittrowann

Auch in Australien: Bibliotheksfiliale ohne Bücher

Nach der Eröffnung neuer, rein digitaler Zweigstellen in San Antonio und Omaha wird jetzt im australischen Port Philip eine bereits bestehende Bibliotheksfiliale im Stadtteil Middle Park im gleichen Sinne neu ausgerichtet. Die noch vorhandenen Bücher werden in eine andere Zweigstelle gebracht. Der neue Fokus in Middle Park lautet gemäß einem Ratsbeschluss „Kreatives und kollaboratives Lernumfeld“ und wird sich insbesondere an 18 bis 25jährige, junge Erwachsene richten. Bei Middle Park handelt es sich um die kleinste der sechs Zweigstellen in der Kommune mit rund 91.000 Einwohnern. Port Phillip gehört zur Metropole Melbourne, der Hauptstadt des Bundesstaates Victoria.

Die Buchausleihe in Middle Park und die Zahl der Besucher waren seit dem Jahr 2006 um 50 Prozent gesunken. Eigentlich ist die Lage der kleinen Bibliothek recht günstig, denn im gleichen Gebäudekomplex befinden sich auch Eltern-Kind-Räume, ein Kindergarten sowie eine Spielgzeugbibliothek. Bürgermeisterin Bernadene Voss zur neuen Ausrichtung: „Der Hauptfokus einer transformierten Middle Park Bibliothek ist es, den Nutzern mehr Zugang zu digitalen Ressourcen, Multimedia-Geräten und kreativen Softwarepaketen in einem neuen kollaborativen Arbeitsbereich zu ermöglichen“.

In Zeiten des Umbruchs formiert sich gegen Pläne wie den in Port Phillip auch Widerstand – so hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die gegen die neue Strategie kämpft: https://youtu.be/gdOxsx84nM8.

Link: http://www.heraldsun.com.au/news/special-features/news-in-education/the-library-with-no-books-as-port-phillip-council-votes-for-digital-space/news-story/c1a743920d2950add795164c5db1a193

Beitrag von Andreas Mittrowann

Die Bibliothek als Labor

In einer zunehmend komplexer werdenden Welt gibt es im Zuge der Digitalisierung viele Entwicklungen, die nur die wenigsten Bürger noch überschauen können. Nimmt man den Auftrag der Bibliothek als Wissenvermittlerin ernst, kann man aus dieser Situation eine Vielfalt von Angeboten ableiten. Die State Library of Queensland in Australien präsentiert jedes Jahr einen inhaltlichen Schwerpunkt für die Bürger*innen und hat sich in diesem Jahr für das Thema „Digitale Zukunft“ entschieden. Dazu gehört als besonderer Schwerpunkt auch ein „Digitales Zukunftslabor 2.0“. Zu seinen Bestandteilen zählen eine interaktive Ausstellung, digitale Games, Mode von morgen und tragbare Technologie, ein Drohnensimulator sowie viele weitere Möglichkeiten speziell für Familien und Kinder: http://www.slq.qld.gov.au/whats-on/events/digital-futures

Damit steht die Bibliothek in Queensland für einen weltweiten Trend: Die Bibliothek als Labor. Die kanadische Vancouver Public Library nennt es „Inspirational Lab“ mit der Möglichkeit zu digitalen Tonaufnahmen, Digitalisierung oder E-Book-Erstellung: https://www.vpl.ca/inspirationlab. Die Madison Public Library in Wisconsin (USA) nennt ihr Labor „Bubbler“ und dort beinhaltet es Möglichkeiten für Trickfilmanimationen, 3D-Design, Videoerstellung mit „Green Screens“ und grafischem Design: http://madisonbubbler.org/media-lab/.

Da ist es eine tolle Nachricht, dass auch die Düsseldorfer Stadtbüchereien nun ihr eigenen „Library Lab“ eröffnen werden. Hier umfasst die Palette unter anderem Virtual Reality, Gaming, Digitales Leben, 3D-Druck und die weiteren Online-Angebote der Bibliothek. Der Start wird natürlich mit einer vielseitigen Eröffnungswoche gefeiert, die am 14. Oktober um 11:00 Uhr beginnt – alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Link: https://www.duesseldorf.de/stadtbuechereien/bibliotheken/librarylab.html

Beitrag von Andreas Mittrowann

Cortana, kannst Du Kunden beraten? Künstliche Intelligenz und Bibliotheken (3)

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Von Benutzer:iToms – Eigenes Werk, PD-Schöpfungshöhe, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=8865353

In dieser Folge unserer kleinen Sommerreihe wollen wir uns mit ein paar der bereits heute bestehenden Möglichkeiten zum Einsatz Künstlicher Intelligenz beschäftigen. Ein wichtiges Beispiel sind dabei die Möglichkeiten, die sich im Empfangsbereich der Bibliothek und bei einfachen Auskünften bieten. Die bibliothekarische Information hat sich in den letzten Jahren bereits auf vielfältige Weise diversifiziert und um Möglichkeiten wie Auskunft per Mail, Chat oder WhatsApp erweitert. Bibliotheken und Hotels lassen sich nicht direkt vergleichen, verfügen aber beide über eine „Empfangssituation“,  in der sich durchaus einfache Auskünfte (zum Beispiel die in manchen Häusern aufgrund der baulichen Situation häufige Frage nach den Toiletten) oder Standardvorgänge wie die Anmeldung auch auf andere Weise erledigen lassen. Japan ist hier ganz klar in der Vorreiterrolle, denn dort nimmt die Zahl der Hotels mit Robotern am Empfang deutlich zu. Zimmerbuchung, Einchecken und einfache Auskünfte werden dort bereits auf diese Weise erledigt. In Deutschland testet unter anderem bereits die Bibliothek der FH Wildau einen Roboter für diesen Einsatzzweck. Philip Calvert von der School of Information Management an der Victoria University in Wellington / Neuseeland fasst das Thema in seinem Beitrag „Robots, the Quiet Workers, Are you Ready to Take Over“ zusammen (Public Library Quarterly, 2017/2).

Eine weitere Variante der computergestützte Information sind die sogenannten „Chatbots“: Algorithmen, die durch Zugriff auf riesige Datenbibliotheken in der Lage sind, Vorgänge im direkten Austausch mit dem User zu erledigen. Dabei kann es sich um eine Flugbuchung, eine Pizzabestellung oder eben um eine Auskunft im Zusammenhang mit Bibliotheksservices handeln – von der Öffnungszeit über die Buchung eines Raums bin hin zu einfachen Sachauskünften. In China ist dies im Alltag bereits über die App „WeChat“ auf vielfältige Weise möglich, beispielsweise die Änderung von Bankdaten. Einige Experten sagen bereits das Aussterben von Apps und Websites zugunsten von ChatApps voraus.

Natürlich können Fehler der Maschinen bei diesen Auskunftsformen nie ausgeschlossen werden. Yuval Noah Harari bringt in seinem aktuellen Buch „Homo Deus – A brief history of tomorrow“ allerdings ein Gegenbeispiel aus der Welt der Apotheken: „In 2011 a pharmacy opened in San Francisco manned by a single robot. When a human comes to the pharmacy, within seconds the robot receives all of the customer’s prescriptions, as well as detailed information about other medicines taken by them, and their suspected allergies. The robot makes sure the new prescriptions don’t combine adverselynith any other medicine or allergy, and then provides the customer with the required drug. In its first year of operation the robotic pharmacist provided 2 million prescriptions, without making a single mistake. On average, flesh-and-blood pharmacists get wrong 1.7 per cent of prescriptions. In the United States alone this amounts to more than 50 million prescription errors every year!“

Was sagt uns das alles für die Zukunft der Bibliotheken? Meine Einschätzung: Wenn Technologie auch im Bereich der Auskunft und Information eine immer stärkere Rolle einnehmen wird, spielt der Kontakt von Mensch zu Mensch eine umso größere Rolle. So wie wir erleben, dass gedruckte Bücher und echte, physische Räume für viele Bibliotheksbesucher eine immer noch oder erneut wichtige Rolle in einer zunehmend digitalisierten Welt spielen, so werden wir insbesondere bei der Auskunft sehen, dass menschlicher Austausch ein geschätztes und besonderes Gut bleiben wird – dies zeigt beispielsweise die Allensbach-Umfrage zur Zukunft der Bibliotheken, bei der „Gute fachliche Beratung, geschultes Personal“ auf Platz 3 bei den wichtigsten Erwartungen an Bibliotheken landeten (S. 11, Schaubild 4). Den Auskunfts-Alltag aber erledigen in Zukunft stärker als heute Chatbots und Roboter.

Beitrag von Andreas Mittrowann

 

 

Siri, wie hoch ist der Eiffelturm? Künstliche Intelligenz und Bibliotheken (2)

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Foto: Von Apple – Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28766033

Wenn wir uns vorstellen, dass Roboter und Künstliche Intelligenz in vielleicht zehn Jahren bereits wesentliche Teile unsere Lebens durchdrungen haben oder sogar bestimmen werden, welche Rolle kommt dann noch Bibliotheken zu? Kristin Whitehair – die Bibliothekarin für E-Ressourcen an der Johnson County Library in Kansas (USA) – hat in einem Fachbeitrag vom vergangenen Jahr ausgeführt, dass viele Alltagsfragen natürlich bereits jetzt von digitalen Assistenten beantwortet werden. So ist es kein Problem für „Siri“ vom Apple-Konzern, eine direkte Antwort auf die Frage nach der Höhe des Eiffelturms zu geben. Früher waren dafür das heimische Brockhaus-Lexikon oder der Gang in die Stadtbibliothek unabdingbar. Gründe sind unter anderem die deutlichen Fortschritte der vergangenen Jahre bei der Anwendung natürlicher Sprache, Mustererkennung und dem Aufbau komplexer Expertensysteme.

Die Renaissance des Raums in vielen Bibliotheken und die gestiegene Bedeutung als Dritter Ort machen ganz klar deutlich, dass die Beantwortung von Sachfragen auch nicht der künftige Fokus der bibliothekarischen Mission sein wird – entscheidend werden die Verbindungen zwischen den Menschen sein, so führt Whitehair aus : „(…) what is lacking is the human connection. Inherent in AI’s name is that the intelligence is artificial, not human. Libraries can connect people to information and, more importantly, to other people. A book group connects patrons with a similar interest. Hobby groups act similarly. We see these connections being made daily in public libraries.

Fast noch spannender sind natürlich die Jahre und Entwicklungen, die direkt vor uns liegen. In dieser Zeit wird es zu vielfältigen Formen der engen Zusammenarbeit von Menschen und Künstlicher Intelligenz kommen, so Tolga Kurtoglu – der Geschäftsführer von PARC (früher XEROX PARC) – in einem kürzlich geführt Interview mit der Website „recode“. Seine Firma arbeitet bereits in verschiedenen Projekten an diesen neuen Formen der Interaktion. Erfolgskritisch sei dabei, dass der Mensch an die KI nicht nur Fragen oder Befehle richte, sondern diese auch Rückfragen stelle oder selbst Vorschläge mache. Im Bibliotheksbereich könnten wir uns beispielsweise den Hinweis auf eine besonders effektive Recherche-Strategie vorstellen. Ein spezielles Kapitel in dieser Zusammenarbeit sei das Vertrauen, so Kurtoglu: „At some point, there is going to be a huge issue with people really taking the answers that the computers are suggesting to them without questioning them,” so Kurtoglu. “So this notion of trust between the AI agents and humans is at the heart of the technology we’re working on. We’re trying to build trustable AI systems.“

Diese Bemerkung wiederum weist auch auf die großen Aufgabenstellungen hin, die im Zusammenhang mit Big Data und Datensicherheit auf alle Beteiligten zukommen. Wer beispielsweise das Echo-System der Firma Amazon mit der digitalen Assistentin „Alexa“ sein Eigen nennt, dem wird hoffentlich bekannt sein, dass alle Suchanfragen sorgfältig gespeichert werden und manuell gelöscht werden müssen, falls man Alexa am (theoretischen) Ende der Nutzung in die digitale Demenz schicken möchte…

Was digitale Assistentinnen und Künstliche Intelligenzen heute bereits steuern und beeinflussen, erfahren Sie im nächsten Teil unserer Serie.

Beitrag von Andreas Mittrowann

Siehe auch: https://globolibro.wordpress.com/2017/07/22/alexa-uebernehmen-sie-kuenstliche-intelligenz-und-bibliotheken-1/

Alexa, übernehmen Sie!? Künstliche Intelligenz und Bibliotheken (1)

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Foto: (C) Guillermo Fernandes, Public Domain Mark 1.0, http://bit.ly/2eLjY2F

Die Chicago Public Library hat in den Fokus ihres Veranstaltungsformates „Tomorrow’s Technology Today Panel“ das Thema Innovation gestellt, dazu gehören unter anderem auch Facetten wie Virtuelle Realität und Künstliche Intelligenz. Am 12. Juli trafen unter dieser Überschrift Chris Hammond von Narrative Science, Julie Freedman Steele von der World Future Society und Shelley Stern Grach von Microsoft zusammen. In Zusammenhang mit dem Diskussionspanel fand auch eine interaktive Ausstellung mit 3D-Druckern, Headsets, Drohnen und vielen anderen neuen Technologien statt. Die Verknüpfung dieser Formate und das Oberthema sind ein gutes Beispiel dafür, wie eine Bibliothek sich diesen Toptrends der digitalen Welt nähern kann. In Deutschland ist sicher die Stadtbibliothek Köln das herausragende Beispiel für die Auseinandersetzung mit solchen Inhalten – so unter anderem geschehen in der jüngst durchgeführten Veranstaltung „Robotik und Künstliche Intelligenz“.

Wie aber steht es mit dem anstehenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der bibliothekarischen Basisarbeit? Sind Bibliotheken in dieser nächsten großen Welle der Digitalisierung noch einmal stärker bedroht als durch die technologischen Entwicklungen der letzten Jahre? Sind sie überhaupt bedroht oder kann diese Herausforderung als Chance für ein sinnvolles Fortschreiben des Paradigmenwandels in Bibliotheken genutzt werden? In einer kleinen Reihe in Globolibro (Gastbeiträge willkommen!) wollen wir uns diesem Thema widmen.

Zu Beginn ein wenig Theorie und ein erster Input aus Indien: Die Fachkollegin Dr. Shivaranjini S. Mogali hat bereits vor zwei Jahren auf der Konferenz „Information Technology – Yesterday, Today, and Tomorrow“ im Delhi einen instruktiven Vortrag zum  Thema „Artificial Intelligence and its Applications in Libraries“ gehalten. Darin skizziert sie unter anderem neben der Strukturierung von KI in die drei Felder Expertensysteme, Natürliche Sprachverarbeitung und Mustererkennung diverse Anwendungsmöglichkeiten in Bibliotheken. Dazu zählen zunächst einmal die klassisch bibliothekarischen Felder Auskunftsdienst, Katalogisierung, Systematisierung und Indexierung. In allen Bereichen existieren bereits erste, von ihr im Aufsatz beschriebene Anwendungen, die auf lange Sicht voraussichtlich mehr und mehr Arbeitsanteile vom Menschen übernehmen werden.

Dabei ist der Auskunftsdienst sicher eine besonders spannende Komponente, denn kann der „menschliche Touch“ bei der Beratung überhaupt durch ein Expertensystem ersetzt werden? Welche Rolle spielt beispielsweise die Intuition des Beratenden bei einem Kundengespräch, wenn es dabei um lebensbedrohende Krankheiten in Verbindung mit Medien zum Thema Freitod geht? Bibliothekar*innen sind keine Therapeuten, aber sie können menschliche Verbindungen herstellen. Muss eine digitale Assistentin wie Alexa von Amazon – auch noch einmal technologisch fünf Jahre weitergedacht – in solchen Situationen nicht kläglich versagen? An dieser Stelle öffnet sich ein breites Feld mit ethischen Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind….  Es bleibt spannend für Bibliotheken!

Weiter geht es demnächst mit Beispielen aus den USA und den Niederlanden.

Beitrag von Andreas Mittrowann

USA und anderswo: Bibliotheksausweise werden digital(er)

Ein Bibliotheksausweis bietet den zentralen Zugang zu den Ressourcen einer Bibliothek. Im Zeitalter der Digitalisierung unterliegt aber auch dieses Werkzeug den Bedingungen des Zeitenwandels. Das American Libraries Magazine widmet dem Thema „The Future of Library Cards“ einen ausführlichen Artikel.

Als konkretes Beispiel für einen digitalen Bibliotheksausweis nennt der Artikel die „iKnow Digital Access Card“ der Harris County Public Library in Texas. Die Karte kann online erworben werden, sofern der Nutzer seinen Wohnsitz im Postleitzahlenbereich des County hat. Bereits rund 50.000 Nutzer verfügen bereits über diese innovative Möglichkeit, die direkten Zugriff auf alle digitalen Ressourcen bietet. Auch die Rowan Public Library in North Carolina bietet ihren Kunden eine ähnliche Möglichkeit an.

Den nächsten logischen Schritt auf diesem Weg stellt die Smartphone-App dar, die zunächst den Barcode des Bibliotheksausweises abbildet und mancherorts schon länger Realität ist wie beispielsweise in Boulder, Colorado. Während Miguel Figueroa vom Center for the Future of Libraries eine verlässliche Zukunft für den physischen Bibliotheksausweis sieht, nimmt Randy Maxey von der Firma Boopsie – die sich auf Bibliotheksapps spezialisiert hat – einen Trends zur immer stärkeren Digitalisierung von Bibliotheksausweisen wahr.

Ein weiterer Schritt wird vermutlich die Möglichkeit sein, auch physische Medien mit dem Smartphone direkt am Regal auszuleihen. Vielleicht kennt jemand der Globolibro-Leser*innen bereits ein konkretes Beispiel?

Link:
https://americanlibrariesmagazine.org/2017/01/03/future-library-cards/

Beitrag von Andreas Mittrowann

STEAM und STEM in öffentlichen Bibliotheken

Wissenschafts- und Technologieprojekte in Bibliotheken gewinnen weltweit immer mehr  an Bedeutung. Unter den Akronymen „STEAM“ (Science, Technology, Engineering, Art and Math) oder „STEM“ (Science, Technology, Engineering and Math) werden kontinuierlich neue Angebote eingeführt. So bieten beispielsweise drei Zweigstellen der Houston Public Library sogenannte „STEAM“-Kits für unterschiedliche Altersgruppen an. Dazu gehören Sets oder Boxen mit Mikroskopen, Teleskopen, Magneten, Exponaten zum menschlichen Körper oder Sets zur künstlerisch-handwerklichen Bildung wie Nähen, Origami oder Architektur.

Ziel dieser Projekte ist es, den Bildungsauftrag der öffentlichen Bibliotheken über das Feld der Medien hinaus auszuweiten und damit zu sichern. Einen guten Überblick über entsprechende Aktivitäten beispielsweise in Australien bietet Elisabeth Swan in ihrem Vortrag „STEM for Children in Public Libraries“, den sie im Rahmen einer Veranstaltung des Victorian Public Library Networks im Sommer 2016 hielt. Darin führt sie unter anderem aus: „My interest in STEM started when the Australian Chief Scientist issued his report Science, Technology, Engineering and Mathematics: Australia’s Future. Canberra, Australian Government, 2014 http://tinyurl.com/hy585p6

His report begins with these words:

  • The global economy is changing. New technologies and smart companies lead.
  • New industries and new sources of wealth are emerging.
  • New skills are required for workers at all levels.
  • Australians must decide whether we will be in the forefront of these changes or be left behind. We have a choice.“

Einen sehr guten Überblick zum Thema bieten auch die Quellen https://showmelibrarian.blogspot.de/p/all-things-steam.html sowie http://www.libraryasincubatorproject.org/?tag=steam

Auch auf der Tagung des bibliothekarischen Weltverbandes IFLA in Columbus/Ohio 2016 war das Thema präsent, unter anderem in diesem Vortrag: http://library.ifla.org/1360/1/080-allen-en.pdf.

Wer sich zu diesem Programmschwerpunkt öffentlicher Bibliotheken mit weltweiten Kollegen austauschen möchte, kann sich übrigens zur kommenden Konferenz „STEAM into Sydney“ anmelden, die von der Public Libraries Section der IFLA im März 2017 veranstaltet wird. Weitere Informationen dazu finden sich hier:  https://steamintosydney.wordpress.com/program.

Beitrag von Andreas Mittrowann

USA: 80.000 Schüler erhalten digitale Bibliotheksausweise

Um mehr Kinder zum Lesen zu bewegen, haben die Bibliotheken und Schulen im Anne Arundel County im Bundesstaat Maryland der USA 80.000 digitale Bibliotheksausweise ausgegeben. Im County wohnen insgesamt rund 500.000 Menschen. Die Ausweise ermöglichen es den Schülern, E-Books und andere digitale Medien auf Smartphones, Tablets und Computer herunterzuladen.

Bei den Inhalten handelt es sich vorwiegend um Online-Bibliotheken zur Fachrecherche („Online Research Libraries“) und E-Kurse, eine digitale Hausaufgabenhilfe sowie den Zugang zu Rosetta Stone, einem bekannten Anbieter von Sprachkursen.

http://goodereader.com/blog/digital-library-news/80000-students-receive-digital-library-card

Beitrag / Übersetzung: Andreas Mittrowann

 

„Leih‘ Dir eine Erfahrung aus“: Perspektiven auf die Bibliothek der Zukunft

Bibliotheken werden in 50 Jahren Zentren sein, die Lernen, Aufnehmen, Teilen, Kreieren und Erleben an einem Ort verbinden. Zu ihrem Angebot werden auch riesige Datenbanken gehören, mit deren Hilfe Erlebnisse und Lernerfahrungen mittels neuer Technologien „ausgeliehen“ und „nacherlebt“ werden können – sei es das Erklimmen des Mount Everest oder ein Nachmittag als Hund. Dies berichtet die Website „UK Business Insider“ auf Basis der Aussagen von David Pescovitz, dem Mitherausgeber der US-Website „Boing Boing“ und Forschungsdirektor am Zukunftsinstitut in Palo Alto.

Um überhaupt Aussagen für einen so langen Zeitraum machen zu können, müsse man zuerst einmal die grundlegende Aufgabe von Bibliotheken verstehen, so Pescovitz. Und die bestünde, so der Forscher weiter, im Kern darin, den Zugriff auf Wissen zu ermöglichen. Das besondere Kennzeichen für die Bibliothek der Zukunft sei Hyperkonnektivität, die unsere weiter voranschreitende Bindung an soziale Medien, Streaming und Daten aus öffentlichen Quellen reflektiere (siehe hierzu auch http://trends.ifla.org/hyper-connected-societies). Das Makerspace in der Bibliothek der Zukunft sieht der Experte beispielsweise im Schaffen genetisch manipulierter Mikroben.

Beständigkeit sieht Peskovitz jedoch bei der Notwendigkeit einer Beratung und Begleitung in der Bbliothek 2056, lässt aber offen, ob diese Aufgabe durch Menschen wahrgenommen werden wird: „Pescovitz suspects that humans will always need some sort of guide to make a foreign landscape more familiar. Whether humanity turns that job into one for artificial intelligence is another matter, he says.“

„Wir reden sehr viel über Informationen und das Informationszeitalter. Ich denke jedoch, Menschen in der Zukunft werden eher nach Wissen und Weisheit Ausschau halten“, so die Einschätzung des Forschers.

Link: http://uk.businessinsider.com/libraries-of-the-future-2016-8?r=US&IR=T

Beitrag / Übersetzungen von Andreas Mittrowann