Archiv für den Monat Juli 2015

Eine nationale Strategie für Schottlands Öffentliche Bibliotheken

Am 2. Juni wurde das Dokument „Ambition and Opportunity: A Strategy for Public Libraries in Scotland 2015-2020“ vom Scottish Library & Information Council mit Unterstützung des Carnegie UK Trust veröffentlicht. Das 48seitige Paper legt seinen Fokus zunächst auf die Ausgangslage: Öffentliche Bibliotheken sind in Schottland gut genutzte und angesehene Institutionen – 61 Prozent der Schotten nutzen sie regelmäßig. Bibliotheken müssen sich aber über ein „Lagerhaus für Bücher“ hinaus entwickeln. Das reicht von der Anpassung der Öffnungszeiten über die Einbindung digitaler Medien und der entsprechenden Geräte bis hin zur gesellschaftlichen Dimension (bspw. Familien und Inklusion) sowie der Aufenthaltsqualität.

Als Vision wird nun neu definiert: „Schottlands Öffentliche Bibliotheken sind zuverlässige Führer, die alle Bürger mit den Möglichkeiten und Chancen dieser Welt verbinden“. Dem zur Seite wird eine klare Mission gestellt: „Schottlands Öffentliche Bibliotheken sind Teil eines gemeinsamen bürgergesellschaftlichen Strebens, das Potenzial Einzelner und der Gemeinschaft zu entfalten“. Damit es nicht bei allgemeinen Absichtserklärungen bleibt, werden in Strategieprozessen im nächsten Schritt üblicherweise strategische und operative Ziele sowie Handlungsfelder und dazu passende Schritte formuliert. So auch hier: Die schottische Strategie leitet aus Vision und Mission sechs strategische Ziele bzw Felder ab:

  1. Lesen, Lesefähigkeit und Lernen
  2. Digitale Inklusion
  3. Wirtschaftliches Wohlergehen
  4. Soziales Wohlergehen
  5. Kultur und Kreativität
  6. Exzellente öffentliche Services

In der Folge wird daraus eine Vielzahl konkreter Handlungsempfehlungen entwickelt, so unter anderem „Ensure access to library services for all citizens using new technology“, „Test and replicate provision of co-working spaces for small businesses“, „Pilot a collaborative venture to provide access to eBooks from Scottish publishers“ oder „Develop and implement a learning and development programme for all library staff“.

Insgesamt ein lesenswerter, inspirierender und zeitgemäßer Rahmen für eine nationale Bibliotheksstrategie!

Direkter Link zum Paper: http://scottishlibraries.org/wp-content/uploads/2015/01/Strategy.pdf

Beitrag von Andreas Mittrowann

 

 

 

 

Österreichischer Bibliothekartag: PreConference zum Thema Bibliotheksbau

Am Dienstag, den 15. September 2015 findet im Vorfeld des Österreichischen Bibliothekskongresses eine Vorkonferenz mit dem Titel „Die Bibliothek als Marke. Bibliotheksbau im 21. Jahrhundert“ statt. Die Veranstaltung ist in die Blöcke

  • „Bibliotheksbau als Marketingstrategie“,
  • „Bibliotheksbau als Chance“ und
  • „Aktuelle Entwicklungen im Bibliotheksbau“

gegliedert. Referenten sind u.a. Nikolaus Berger vom Library and Learning Center WU Wien, Olaf Eigenbrodt von der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Patrick Lüth  vom Architekturbüro Snøhetta (Oslo), Werner Schlacher,  Universitätsbibliothek Graz
sowie Dr. Klaus Ulrich Werner von der FU Berlin.

Weitere Informationen:
https://bibliothekartag2015.univie.ac.at/preconference/detailprogramm/

Beitrag von Andreas Mittrowann

Neuer Report „Future Libraries“ erschienen

Das weltweit tätige Ingenieurbüro ARUP hat einen wegweisenden Bericht zur Zukunft der Bibliotheken veröffentlicht. Die Grundlage des Dokuments bildet eine Serie von Workshops zu verschiedenen inhaltlichen Facetten: Während eine Teilnehmergruppe in Sydney den Fokus auf die Rolle und Funktion von Bibliotheken gelegt hat, ging es in San Francisco eher um Fragen des Designs und um das Bibliotheksgebäude. Weitere Veranstaltungen fanden in Melbourne und London statt, wo ARUP auch seinen Hauptsitz hat. Die Teilnehmer der Workshops stammten aus unterschiedlichen beruflichen und gesellschaftlichen Feldern – natürlich auch aus dem Bibliotheksbereich, unter anderem vertreten durch Diana Richards von der Australian Library & Information Association, Vicky McDonald von der State Library New South Wales, Mark Taylor vom britischen Bibliotheksverband CILIP und Jennifer Burrell von der australischen Blacktown Public Library.

Die Verfasser machen zu Beginn deutlich, dass die Unterschiede bei der internationalen Entwicklung von Bibliotheken fundamental sind. Während in Südkorea von 2009 bis 2013 493 Mio. US-Dollar für neue Bibliotheken investiert wurden, stehen viele andere Häuser vor der Herausforderung, mit weniger Mitteln mehr Aufgaben bewältigen zu müssen. Die Stichworte sind hier „digitale Umwälzungen“ und „gesellschaftliche Veränderungen“. Der Report arbeitet mir vier großen Themenfeldern, die gemeinsam ein „Ecosystem for Future Libraries“ beschreiben sollen:

  1. Participatory Knowledge Preservation
  2. Enabling Collaboration and Decision-making
  3. Hubs for Community Wellbeing
  4. Seamless Learning Experiences

Anhand von fiktiven Fallbeispielen werden die Felder anschließend mit Leben gefüllt: Wir lernen die australische Schauspielerin Caitlin kennen, die im Ruhestand lebt und einen Beitrag für die Erhaltung von Filmmaterial leisten möchte. Sie unterstützt die Filmbibliothek bei der Digitalisierung von Material (Participatory Knowledge Preservation). Die 27-jährige Architektin Susan hat den Auftrag, eine „Grüne Mauer“ für Singapur zu projektieren und wird vom Bibliotheksteam mit einer Liste der dafür 20 passenden Pflanzenarten sowie vom Roboter mit möglichen Materialien für den Bau beliefert – die Bibliotheksdrone räumt dann abends den gemeinsamen Arbeitsbereich auf, den Susans Team in der Bibliothek für die Ideenentwicklung genutzt hat … (Enabling Collaboration and Decision-making).

Der Bibliothekar Loh Ki aus Taipei wird demnächst mit seiner Bibliothek umziehen und möchte ganz sicher gehen, dass der neue Ort den Erwartungen der künftigen Kunden entspricht. Der Report beschreibt einen Kunden-Workshop und die positiven Folgen (Hubs for Community Wellbeing). Schließlich lernen wir auch den Finnen Pete kennen, der sich aufgrund seiner Lebenssituation eine berufliche Auszeit nimmt und mit Unterstützung der Bibliothek Programmieren lernt – von der Nutzung der entsprechenden Lernressourcen und einer digitalen Community bis hin zu einer abendlichen Lernrunde  gemeinsam mit anderen Kursteilnehmern in der lokalen Bibliothek (Seamless Learning Experiences).

Fazit der Autoren: „The role of libraries will significantly change in the coming years, driven by demographic changes, rising urban migration and technological advances. In the future, libraries will serve more culturally diverse and physically dense communities under the pressure of limited resources. Integrating a wider range of public and commercial services in their offering will help libraries remain vital and relevant to their communities, especially in more isolated contexts. Physical interaction will remain a key demand of users, despite the opportunity for ubiquitous and constant information access offered by technology.“

Fazit des Verfassers dieses Blogbeitrags: Sehr lesenswert!

Link: http://publications.arup.com/Publications/F/Future_Libraries.aspx

Beitrag von Andreas Mittrowann