Soziale Medien und insbesondere die Facebook-Plattform finden weltweit in zahlreichen öffentlichen Bibliotheken Verwendung. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel wurden seit dem Start des Projektes „Lernort Bibliothek“ vielfältige Aktivitäten seitens der beteiligten Bibliotheken realisiert. Konkret haben zunächst zwei Jahre lang 15 Bibliotheken und seit 2014 zwölf weitere, kleine Häuser in Verbünden jeweils eine Facebook-Seite aufgebaut. Zum Schluss dieses Projektes ist nun für den 9. Februar 2015 in Essen eine Abschlussveranstaltung geplant. Dieses Event zum „Zweijährigen“ soll auch durch eine Social Media-Kampagne begleitet werden. Start ist im Januar, enden wird die Kampagne Ende März. Ab Januar werden Beiträge der vergangenen zwei Jahre aus allen Verbünden noch einmal geteilt und kommentiert, in der Mitte des Monats werden dann die Facebook-Fans gebeten, den fünf Verbünden zum zweiten „Geburtstag“ ihre Tipps für die Facebook-Zukunft zu schenken. Dies kann ein Gruß in Form eines Fotos, eines kleinen Videos oder einfach als Text sein. Ein exzellentes Beispiel für eine strategisch orientierte Landesförderung im Bibliotheksbereich sowie für die Verknüpfung von digitalen mit konkreten Dienstleistungen sowie mit einer voraussichtlich spannenden Veranstaltung. Laufende Informationen zur Kampagne können im entsprechenden Weblog abgerufen werden: https://oebib.wordpress.com.
Gibt es ähnliche Beispiele für den erfolgreichen Einsatz sozialer Medien in anderen Ländern oder Erdteilen? Die Autorinnen Kathleen Smeaton und Kate Davis haben in der jüngsten Ausgabe 38/2014 der Zeitschrift „Library and Information Research“ unter dem Titel „Using social media to create a participatory library service: an Australian study“ die Ergebnisse einer interessanten Studie veröffentlicht. Ziel der Untersuchung war es, die Facetten des Einsatzes sozialer Medien in öffentlichen Bibliotheken „down under“ auszuloten. Wichtig war es darüber hinaus, die Rolle der „partizipatorischen Bibliothek“ stärker zu erforschen, bei der Kundenmeinungen und -bedürfnisse durch den Einsatz von Facebook, Twitter und ähnlichen Medien stärkere Berücksichtigung bei der Gestaltung der Bibliotheksarbeit finden sollen. Neben den untersuchten 24 Bibliotheken fanden die Yarra Plenty Regional Public Library (geleitet der profilierten Kollegin Christine Mackenzie) und die City Libraries in Townsville besondere Berücksichtigung.
Die Autorinnen unterscheiden beim Einsatz sozialer Medien wie Facebook, Twitter, Pinterest, Flickr, Blogs oder Youtube zwischen den folgenden vier Funktionen:
- „Broadcast“ („The purpose of a broadcast message is to encourage use of a service, resource or attendance at an event“),
- „Information sharing“ (Informationen, die sich entweder auf allgemeine Ereignisse beziehen oder Botschaften, die sich imagebildend für die Bibliothek auswirken sollen),
- „Information sharing to engagement“ (Nachrichten, auf die Nutzer mit einer Antwort reagierten) sowie
- „Engagement“ (Inhalte, die bei den Lesern eine Diskussion auslösten, beispielsweise zum Thema „Urlaub“).
Fazit in Auszügen:
- Auch in Australien gilt Facebook als das verbreitetste soziale Medium in öffentlichen Bibliotheken;
- Nach D. L. King gilt ein Beitrag („Posting“) pro Tag gilt als ausreichend, die meisten Bibliotheken blieben jedoch unterhalb dieses Wertes;
- Soziale Medien sollten von Bibliotheken mit einer klaren, strategischen Zielrichtung eingesetzt werden. Die Anwender sollten sich im Klaren darüber sein, dass jeder soziale Kanal individuell bedient werden sollte: „On each channel the library needs to define a personality that will engage their users, making their voice unique and appealing through the content that they post, the relationships they develop and the way that they respond to their users in a particular space.„
Insgesamt ziehen die Autorinnen den Schluss, dass die Notwendigkeit des Einsatzes sozialer Medien durch öffentliche Bibliotheken in Australien klar erkannt worden ist, die bisherige Form der Anwendung jedoch eher dem nüchternen Einsatz eines Werkzeuges gleicht als erkennen lässt, dass der größere, potenzielle Nutzen dieser neuen Instrumente realisiert wird. Eine Schlussfolgerung, die vielleicht auch für die Projektbibliotheken in Nordrhein-Westfalen interessant ist. Als herausragende Beispiele werden die bereits oben erwähnte Yarra Plenty Regional Library sowie die City Libraries in Townsville gewürdigt (letzte kann übrigens auch hier von innen angesehen werden).
Link: http://www.lirgjournal.org.uk/lir/ojs/index.php/lir/article/view/593/632
Beitrag von Andreas Mittrowann, im ersten Absatz mit Textbausteinen des Dezernates 48
Öffentliche Bibliotheken der Bezirksregierung Düsseldorf