Archiv für den Monat Februar 2013

IFLA-Konferenz „E-Books in Libraries – A Global Question of Survival?“

Am 21. Februar fand in der Londoner Zentrale des britischen Bibliotheksverbandes CILIP (Chartered Institute of Library and Information Professionals) eine Konferenz des Weltverbandes der Bibliotheken (IFLA) mit dem Titel “E-Books in Libraries – A Global Question of Survival” statt. An dieser Konferenz durfte ich für die ekz.bibliotheksservice teilnehmen. Ziele der Veranstaltung waren es, einerseits einen Überblick zum internationalen Stand der Ausleihe von E-Books in Bibliotheken zu schaffen und andererseits Rückmeldungen zu den geplanten weiteren Initiativen der IFLA in diesem Feld zu erhalten.

Entsprechend dieser Zielsetzung waren insgesamt rund 90 Teilnehmer/innen aus allen Kontinenten im Publikum vertreten. CILIP-Präsident und Gastgeber Phil Bradley formulierte in seiner Begrüßung unter anderem: „E-Books are stressing librarians around the globe“ und spielte damit auf die Tatsache an, dass einige Verlagsvertreter nicht bereit sind, Bibliotheken die E-Books ihrer Häuser für die digitale Ausleihe zur Verfügung zu stellen. Die Bibliotheken ihrerseits sehen damit den Auftrag zur freien Informationsversorgung der Bürger gefährdet und stehen weltweit vor unzureichenden Urheberrechtsgesetzgebungen und einem bisher nur wenig entwickelten Bewusstsein der Politiker/innen für diese Problematik. Es gebe viele Gründe für Bibliothekare, dieser Situation selbstbewusst gegenüberzustehen, so Bradley, denn: „Bibliotheken waren schon lange vor den Büchern da und werden es auch danach noch sein“. Seine Botschaft sei, Vertrauen und Optimismus zur Lösung der bestehenden, aktuellen Probleme zu vermitteln, denn „Nobody else than we can do it“.

Im Anschluss sprachen
–    Gerald Leitner von der IFLA-Arbeitsgruppe MLAS zur weltweiten Thematik,
–    Michael Dowling von der American Library Association zu Situation in den USA,
–    Chloe Vicente de Billion von der Universidad Adolfo Ibánez in Chile zur Lage in Südamerika,
–    Yasuyo Inoue von der Dokko University in Japan zu den Problemen in Asien,
–    Dr. Maisela Eddy Maepa von der University of South Africa zum Sachstand in Afrika,
–    Fiona Bradley von den IFLA-Member Services and Developement über die E-Ausleihe in Australien und Neuseeland
–    sowie EBLIDA-Präsident Klaus-Peter Böttger über die Situation in Europa.

Es ist nicht überraschend, dass die Lage in den Erdteilen sehr unterschiedlich ist: Während in den USA bereits 18 Prozent der Verlagsumsätze durch E-Books generiert werden, stehen in Afrika noch Kernaspekte wie Internetzugang oder Kosten von mobilen Geräten im Vordergrund, auch wenn durchaus erste digitale Verlagsinhalte vorhanden sind. In Japan besteht der E-Book-Markt derzeit noch zu 80 Prozent aus Mangas, in Neuseeland ist die E-Ausleihe derzeit gesetzlich nicht gestattet und in Europa erlauben die extrem unterschiedlichen Steuergesetzgebungen den Konzernen, ihr Geschäft beispielsweise in Luxemburg anzusiedeln, um eine Preisgestaltung mit nur drei Prozent Umsatzsteuer zum Nachteil lokaler Anbieter zu ermöglichen. Es gab aber auch zentrale Themen, die alle Redner bewegten:

  • In der physischen Buchwelt herrscht der so genannte „Erschöpfungsgrundsatz“: Die Rechte der Verleger haben sich nach dem Verkauf des Buches „erschöpft“, daher können Verbraucher ihrer Bücher nach Belieben weiterverkaufen und Bibliotheken jedes Buch kaufen und ausleihen – dieser Grundsatz erstreckt sich nicht auf digitale Inhalte.
  • Viele Verleger haben noch keine ausgereiften Strategien für die digitale Welt entwickelt und sind unsicher. Aus dieser Situation heraus empfinden sie das zielgerichtet Vorgehen der Bibliotheken teilweise als Bedrohung, obwohl Bibliotheken durch ihre Arbeit nachweislich zum Buchverkauf beitragen und durch ihre Maßnahmen zur Leseförderung täglich neue, begeisterte Leser entstehen lassen. „Die Verleger“ gibt es natürlich nicht: Viele Verlagshäuser stehen der Ausleihe von E-Books durch Bibliotheken positiv gegenüber.
  • Rechtliche  und steuerliche Grundlagen sind weltweit extrem unterschiedlich.

Daraus resultiert ganz logisch die Frage: Was können Bibliotheken national und international tun?

Als Antwort darauf präsentierten verschiedene Kolleginnen und Kollegen nationale Kampagnen und Strategien, die auf eine Bewusstseinsänderung bei Verlegern, eine Bewusstseinswerdung bei Politikern oder auf Gipfelgespräche zwischen Bibliotheken, Verlegern, Autoren und Aggregatoren abzielen. Besonders vielversprechend scheint eine Kombination aus konstruktiven Gesprächen zwischen Bibliotheken und Verlegern – in denen auch neue, attraktive Lizenzmodelle diskutiert werden könnten – sowie das Ziel einer Gesetzgebung, die es im Sinne der Informationsfreiheit den Bibliotheken grundsätzlich ermöglicht, alle Verlagsinhalte zu kaufen und zu fairen Konditionen auszuleihen.

Zum Schluss der Veranstaltung konnten die Teilnehmer/innen an Arbeitsgruppen zur Diskussion der IFLA Principles for Library e-Lending teilnehmen, die von Stuart Hamilton, dem IFLA Director Policy and Advocacy präsentiert wurden.

Beitrag von Andreas Mittrowann

Australien: Grundsatzpapier zur E-Book-Ausleihe in Bibliotheken

Die „Australian Library and Information Association“ (ALIA) hat das 12seitige Grundsatzdokument „eBooks and eLending Issues“ veröffentlicht. Ziel der Publikation ist es, die aktuellen Rahmensetzungen für E-Books und die E-Ausleihe in Australien zusammenzufassen und darüber hinaus die Herausforderungen aufzuzeigen, denen Bibliotheken in diesem Kontext aktuell gegenüberstehen. Gleichzeitig bildete das Dokument die Grundlage für einen „Library Think Tank“ zu diesem Themenkomplex, der auf der Konferenz „ALIA Information Online“ am 15. Februar in Brisbane veranstaltet wurde sowie für den kommenden australischen Bibliotheksgipfel im März. Am Ende des Prozesses sollen Schlüsselprinzipien für die Verbreitung, die Nutzung und die Ausleihe von E-Books in australischen Bibliotheken festgelegt sein.

Hintergrund des Papiers ist das rasche Wachstum des E-Book-Marktes auch in Australien und natürlich die Tatsache, dass Bibliotheken ihre Arbeit auf den gleichberechtigten Zugang zu Informationen und Erzählungen begründen – unabhängig vom Medienformat. Es ist daher von grundlegender Bedeutung – so die Autorinnen und Autoren – dass Bibliotheken ihre Rolle und Position im neuen digitalen Umfeld definieren und festlegen, um für die Bürger weiterhin den unbeschränkten Zugang zu sichern.

Link zum Download:
http://www.alia.org.au/advocacy/Ebooks.and.Elending.Issues.Paper.v4.130107.pdf

Beitrag von Andreas Mittrowann

 

National Libraries Day in Großbritannien

Die Website des britischen Bibliotheksverbandes CILIP berichtet von der sehr positiven Medienresonanz auf den britischen Bibliothekstag am 16. Februar. So berichteten unter anderem BBC 1 Breakfast, die „Chris Evans Radio 2 Show“ (mit 9.5 Millionen wöchentlichen Hörern) und es gab Interviews auf zahlreichen Lokalsendern sowie natürlich eine große Zahl an Zeitungsberichten.

CILIP-Präsident Phil Bradley weist allerdings auch auf die traurige Tatsache hin, dass einige Bibliotheken aus personellen oder anderen Gründen nicht in der Lage waren, teilzunehmen und dankt abschließend allen Beteiligten:
“Finally, I’d really like to thank everyone else who was involved with the day – all of the campaigners who spoke to the journalists, the campaign groups who really pushed the importance of saving their libraries, all the staff who got involved, everyone who tweeted, blogged, visited a library or told a friend and the celebrities who gave up their time as well. It was a great event, and here’s looking forward to next year!”

Der offensichtliche Erfolg der Veranstaltung vor dem Hintergrund der dramatischen Mittelkürzungen in britischen Bibliotheken macht Mut und lässt hoffen.

Link: http://www.cilip.org.uk/news-media/Pages/news130211.aspx

Beitrag von Andreas Mittrowann