Archiv für den Monat Juli 2009

Bibliotheken und die Schweinegrippe

Während die neuseeländischen Wellington City Libraries ihre Kunden bereits darum bitten, bei einer möglichen Infektion mit der Schweinegrippe von einem Bibliotheksbesuch abzusehen, zeichnet sich in Großbritannien eventuell eine ganz andere und überraschende Entwicklung ab: Der britische Personalverband CILIP berichtet in einem Blogeintrag von einer Meldung der Channel 4 News vom 16. Juli, nach dem die Verteilung des Grippe-Medikamentes Tamiflu angeblich durch Bibliothekare vorgenommen werden soll: „Five Warwickshire libraries will act as collection points for anti-viral medicines if cases of swine flu become widespread in the county“. In einer späteren Richtigstellung meldete das Blog, dass es bei einer ernsthaften Verbreitung der Krankheit im Zuge von Priorisierungen beim Personaleinsatz im öffentlichen Dienst eventuell zu einem Einsatz von Bibliotheksmitarbeitern in „Care homes“ kommen könne…

Andere Bibliotheken setzen bei diesem aktuellen Thema auf ihre Kernkompetenzen: So bietet die United States National Library of Medicine auf ihrer Homepage Informationsressourcen zum Thema an, genau wie beispielsweise die Arlington Public Library in Texas (USA).

Link: http://communities.cilip.org.uk/blogs/update/archive/2009/07/17/librarians-will-run-tamiflu-centres.aspx

Beitrag von Andreas Mittrowann

Neue Jugendbibliothek in Chicago

Besucher der diesjährigen American Library Conference berichten begeistert von der neuen Jugendbibliothek „YouMedia @ CPL“ in der Chicago Public Library. Dabei handelt es sich um einen vorrangig auf das Lernen im 21. Jahrhundert hin angelegten Ort in der „Harold Washington Library“, um junge Erwachsene, Bücher, Medien und die passenden Institutionen in der Stadt zusammenzubringen. Das Konzept basiert auf dem Lernen sowohl in Teams als auch auf individueller Basis, um kritisches Denken, Kreativität und das Erlernen von Schlüsselkompetenzen zu fördern.

Das Design der Bibliothek wurde aus einer Untersuchung von Prof. Mizuko Ito und ihren Kollegen mit dem Titel „Living and Learning with Digital Media“ aus dem Jahr 2008 entwickelt. In dieser Studie mit mehr als 700 jugendlichen Befragten zeigten sich drei Trends besonders deutlich:

  • Ein großer Teil der Freizeit wird gemeinsam in sozialen Netzwerken wie Facebook oder MySpace verbracht.
  • Es wird viel Zeit in das „digitale Experimentieren“ investiert. Wichtige Rollen spielen dabei das Herstellen einfacher Videos, Online-Spiele und das Hochladen von Bildern in das Internet, bspw. auf die Website Flickr.
  • Hobbies und Interessen werden in Online-Gruppen vertieft, bspw. zu Themen wie Rap-Musik, Robotern, Animationsfilmen etc..

Ein wichtiges Ziel von YouMedia ist dementsprechend, junge Menschen in ihrer Partizipationsfähigkeit bei digitalen Medien in allen drei genannten Bereichen zu stärken. Darüber hinaus soll dies aber nur als Anfangsmoment dienen, um daran anschließend ein tieferes und komplexeres Lernen anzubieten. Die einzelnen Bereiche von YouMedia offerieren unterschiedliche Aktivitäten, um ein fortdauerndes Lernen mit unterschiedlichen Themen und durch ein literaturbasiertes Curriculum zu ermöglichen, das gemeinsam mit Partnern entwickelt wurde.

Quelle: http://youmediachicago.org/2-about-us/pages/2-about-us

Beitrag von Andreas Mittrowann

ALA-Konferenz: Technologietrends für Bibliotheken

Auf der Konferenz der American Library Association in Chicago fand am 11. Juli eine Podiumsdiskussion zu den technologischen Trends in den kommenden Jahren statt, über das im Weblog der Public Library Association berichtet wird. Sechs Experten aus dem US-amerikanischen und niederländischen Bibliothekssektor äußerten sich dabei zu den drei provokanten Anfangsthesen des Moderators der Veranstaltung, Maurice York von der North Carolina State University:

In fünf Jahren…
– wird alles mobil sein,
– wird alles virtuell sein,
– wird alles in der „Wolke“ gespeichert sein, also auf zentralen Servern im Internet.

Hier einige der Punkte aus der Diskussion:

  • Es wird ganz sicher sehr viel mehr mobile, internetfähige Geräte als heute geben und die Bibliotheken sollten sich mit ihren Dienstleistungen darauf einstellen. Trotzdem haben diese Geräte ihre Grenzen und es wird noch viele Menschen geben, die lieber „normale“ PCs mit Bildschirmen und Tastaturen nutzen möchten.
  • Die Überführung von Inhalten in virtuellen bzw. digitalen Content hat seine Grenzen in der entsprechenden Bereitschaft der Urheber, diese zu lizensieren.
  • Bei der Speicherung  von persönlichen Daten auf Internet-Servern müssen datenschutzrechtliche Aspekte bedacht werden.
  • Die Bibliotheken sollten ihre IT-Experten aus den abgeschotteten Büros herausholen und direkt mit dem Publikum der Bibliotheken zusammenbringen.

Die Veranstaltung wurde auch in einem Video festgehalten, das unter dem folgenden Link abgerufen werden kann: http://litablog.org/2009/07/12/liveblog-for-top-tech-trends-2009

Link zum Artikel: http://plablog.org/2009/07/litas-top-technology-trends.html

Beitrag von Andreas Mittrowann

Mit der Bibliothek gegen die Rezession

Die britischen Warwickshire Libraries bieten auf ihrer Website Kundenberatung zur aktuellen Wirtschaftskrise an. Unter dem Motto „Beat the Recession“ wird unter anderem auf die folgenden Bibliotheksangebote hingewiesen:

  • Computer für die Arbeitsplatzsuche
  • Suche nach Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Neue (kostensparende) Interessen finden, um auf andere Gedanken zu kommen
  • Medien für die Nutzung daheim
  • Tipps zur kostensparenden Internetnutzung
  • etc.

Die Bibliothek glänzt auf dieser Webseite nicht nur mit guten Anregungen und Ideen, gleichzeitig präsentiert sie sich als unverzichtbarer Bestandteil des kommunalen Lebens und geizt auch nicht mit konkreten Informationen: So lernt der Leser unter anderem, dass die Bibliothek den örtlichen Steuerzahler nur 6 Pence pro Tag kostet.

Link: http://www.warwickshire.gov.uk/Web/corporate/pages.nsf/Links/F08EA0793F07E980802575A2003113E6

Beitrag von Andreas Mittrowann

Ausleihmaschinen in Kalifornien

Bereits im Februar 2008 hatte das Bibliotheksblog „Minerva Shelved“ auf die kommende Installation von  Ausleihmaschinen im Einzugsgebiet der US-amerikanischen Contra Costa County Library (Kalifornien) hingewiesen. Jetzt wurde bereits das dritte Gerät namens „Library-a-Go-Go“ installiert. Ganz gezielt und überlegt wird das neue Angebot an den Schnellbahn-Stationen verortet, im aktuellen Fall an der Station „El Cerrito del Norte BART (Bay Area Rapid Transit)“. Bei diesem Bahnhof handelt es sich um einen der meisten genutzten im gesamten Contra Costa County.

Die Maschine kann bis zu 400 Medien ausgeben und zurücknehmen, der Inhalt ist speziell auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene ausgerichtet. Die Erfahrungen mit anderen Schnellbahn-Stationen bilden dabei eine gute Grundlage. Das neue Angebot wird u. a. vom US-amerikanischen Bibliotheksdienstleister Baker & Taylor unterstützt.

Link: http://ccclib.org/press_releases/lagg_gws.html

Beitrag von Andreas Mittrowann

Stadtbibliothek Aarhus auf dem Siegertreppchen

Mehr als 200 dänische Anbieter aus dem privaten und öffentlichen Sektor haben sich am diesjährigen „Innovation Cup“ beteiligt, der seit dem Jahr 2006 im nördlichen Nachbarland verliehen wird. Im Jahr 2009 wurde nun zum ersten Mal auch eine Bibliothek ausgezeichnet: Die Stadtbibliothek Aarhus gewann in der Kategorie „Öffentliche Organisationen“ den zweiten Platz.

Rolf Hapel, Leiter des Bereiches „Bürgerservices und Bibliotheken“ der Stadt Aarhus, äußerte sich zufrieden: „Schon seit mehreren Jahren haben wir systematisch und noch zielorientierter an der Entwicklung von nutzergetriebener Innovation gearbeitet, sowohl im Hinblick auf neue Services als auch mit langfristiger Perspektive bezüglich des geplanten URBAN MEDIA SPACE. Die Auszeichnung stellt daher eine wohlverdiente Anerkennung von Mitarbeitern und Management dar“.

Im Bereich „Bürgerservices und Bibliotheken“ der Gemeinde Aarhus sind 430 Mitarbeiter beschäftigt, das Jahresbudget beträgt 24 Millionen Euro.  Zu den Ergebnissen der Innovationsarbeit gehören die Methodenentwicklung für den Kundeneinbezug, neue Services wie mobile Portale sowohl in den Bürgerservices als auch den Bibliotheken, das „Jugenduniversum Mindspot“ und die Entwicklung netzbasierter Services in Kooperation mit Partnern wie beispielsweise die Webseite Litteratursiden.dk. Auch die Stadtbibliothek im finnischen Helsinki hatte in der Vergangenheit bereits einen ähnlichen Preis erhalten.

Link: www.aakb.dk

Beitrag und Übersetzung des Zitates von Andreas Mittrowann