Archiv für den Monat Februar 2009

Library Journal kürt „America’s Star Libraries“

Das US-amerikanische Library Journal hat in seiner aktuellen Ausgabe „America’s Star Libraries“ benannt. In der 5-Sterne-Spitzengruppe befinden sich u. a. die Cleveland Public Library, die Hennepin County Library und die Public Library of Charlotte and Mecklenburg County. Bei der Ratingmethode handelt es sich um ein indikatoren-basiertes Modell, das dem deutschen BIX entfernt ähnelt und in Kooperation mit dem Bibliotheksdienstleister Baker & Taylor erstellt wurde. Datengrundlage sind die Informationen aus den Bibliotheksstatistiken des Institute of Museum and Library Services, die mit der Software Bibliostat Connect analysiert wurden.

In die Bewertung einbezogen wurden alle öffentlichen Bibliotheken in den USA mit einem Etat von mindestens 10.000 US-Dollar in Kommunen mit mindestens 1000 Einwohnern. Als zentrale „Pro-Kopf-Service-Indikatoren“ werden genannt: Bibliotheksbesuche, Ausleihen, Teilnehmer an Veranstaltungen und Nutzung der öffentlichen Internetcomputer. Aufgrund der Daten werden die Bibliotheken anschließend neun Vergleichsgruppen zugeordnet, die auf den Gesamt-Bruttoausgaben basieren. In diesen Gruppen erhalten die Top-Bibliotheken schließlich fünf, vier oder drei Sterne. Weitere Informationen zur Berechnung finden sich unter http://www.libraryjournal.com/article/CA6636731.html.

Insgesamt ein spannendes Modell,  das zur Diskussion um die Ziele, die Rahmenbedingungen und die Wirkung von Bibliotheksarbeit beitragen kann. Besonders interessant scheint, dass sich in der 5-Sterne-Gruppe auffällig viele Bibliotheken finden, die als innovativ und wegweisend gelten. Dazu zählen u. a. die Charlotte and Mecklenburg County Library (Library of the Year, 23 Things), die Hennepin County Library (Hennepins Library Index), die Ann Arbor District Library (SOPAC) oder die Darien Library (LibraryThing Catalog). Deutungsvorschlag: Es  liegt an den exzellenten Leiterinnen und Leitern und ihren exzellenten und engagierten Teams!

Link: http://www.libraryjournal.com/article/CA6629180.html

Beitrag von Andreas Mittrowann

Stadtbibliothek Stockholm eröffnet U-Bahn-Filiale

In der schwedischen Hauptstadt wurde in der vergangenen Woche im Stadtteil Högdalen die erste Filiale in einer U-Bahn eröffnet. Dabei handelt es sich allerdings um eine oberirdische Haltestelle, die pro Tag von rund 3000 Pendlern frequentiert wird. Auf 800 Quadratmetern werden Bücher, Zeitungen und Zeitschriften, (digitale) Musik und andere Medien angeboten. Die Bibliothek ist mit einer Lounge kombiniert, die bereits morgens ab 7.00 Uhr geöffnet ist und in der auch Kaffee angeboten wird.

Mit diesem modernen Zweigstellenkonzept greifen die schwedischen Kolleginnen und Kollegen das bereits erfolgreich erprobte finnische Modell der „Library 10“ in Helsinki auf und kombinieren es mit der U-Bahn-Idee der spanischen Kollegen aus Madrid. Weitere Zweigstellen dieser Art sind geplant und auch in Brooklyn in den USA denkt man über ähnliche Projekte nach. Besonders clever scheint mir auch der strategische Aspekt dieses Vorhabens zu sein: Durch die gezielte Förderung von innovativen Zweigstellen-Konzepten wird von vornherein einer möglichen Kritik vorgebeugt, es würde viel zuviel in die Zentralbibliothek und den geplanten Anbau investiert. Bibliotheksdirektorin Inga Lundén hat damit einmal mehr bewiesen, das Stockholm zu den bibliothekarischen Hochs im Norden Europas gehört.

Link: http://www.dn.se/sthlm/premiar-for-t-bibblan-1.803127

Ein Beitrag von Andreas Mittrowann, verbunden mit einem herzlichen Dank an Martin Weigert für den Tipp!

Irische Freiwillige bauen Bibliothek in Kenia

Der Irish Examiner berichtet in seiner Online-Ausgabe von einem geplanten Bibliotheksbau im Township Mukuru/ Nairobi in Kenia. Eine Gruppe Freiwilliger, organisiert vom Institut für Technologie in Tallaght, wird voraussichtlich im August 2009 gemeinsam mit Helfern aus dem Township mit dem Aufbau beginnen.

Zielgruppe sind insbesondere junge Mütter, die aufgrund einer frühen Schwangerschaft oder Ehe keine Möglichkeit hatten, ihre Ausbildung abzuschließen. Besonderes Augenmerk sollen auch Behinderte und Menschen mit HIV erhalten.

Für das Projekt sollen insgesamt mindestens 4000 Euro gesammelt werden. Respekt und große Anerkennung für die irischen Helfer!

Link: http://www.irishexaminer.com

Beitrag von Andreas Mittrowann

Die beste kleine Bibliothek in den USA 2009 ist …

… die Union County Library in South Carolina (USA), die jetzt vom Library Journal zur „Best Small Library in America 2009“ gekürt wurde. Die Bibliothek in der knapp 9000 Einwohner zählenden Gemeinde befindet sich in einem historischen Gebäude und wurde insbesondere für den Transformationsprozess ausgezeichnet, den die engagierten Mitarbeiter in den vergangenen Jahren vorangetrieben hatten, um aus einer eher unscheinbaren Bibliothek ein integratives, modernes, servicesorientiertes Gemeindezentrum zu machen. Ausgangspunkt für den radikalen Wandel waren eine neue, vorwärts denkende Bibliotheksleiterin sowie die Formulierung einer klaren Vision und einer Mission: „The UCCL is the learning center for our community, the place people choose to explore ideas, the power of information and the pleasure of reading.“

Wir sehen: Der Wandel braucht nicht nur angemessene Ressourcen, sondern vor allen Dingen die richtige Strategie und Menschen, die ihre Bibliothek weiterbringen wollen. Das Preisgeld beträgt 15.000 US-Dollar und wird mit Unterstützung der Bill and Melinda Gates Foundation vergeben.

Link: http://www.libraryjournal.com/article/CA6630781.html

Beitrag von Andreas Mittrowann

Jiddische Bibliothek geht online

Mehr als 10.000 Werke in jiddischer Sprache stehen nun online zur Verfügung als Teil eines gemeinsamen Projektes zwischen dem Nationalen Jiddischen Zentrum in Amherst, Massachussets (USA) und dem Internet-Archiv in San Francisco. Der Scanprozess begann bereits vor zehn Jahren mit Hilfe der Steven Spielberg Digital Library. Die Dokumente stehen in verschiedenen Formaten zur Verfügung: als Flip Book, das online durchbättert werden kann, als PDF und im DjVu-Format (ein offenes Format für Rastergrafiken). Eine sehr nützliche Quelle und eine sehr lobenswerte Unternehmung!

Link: http://www.archive.org/details.php?identifier=nationalyiddishbookcenter
via The New York Times

Beitrag von Andreas Mittrowann

Australische Konferenz mit Zukunftstrends für Bibliotheken

Wie können Bücher ihren Platz in der Web 2.0-Welt finden? Werden sie in der Informationswelt von morgen überhaupt noch eine Rolle spielen? Wie nutzen eigentlich junge Menschen E-Bücher und welche Rollen nehmen diese neuen Medien beim Lernen ein? Und: Lässt sich die Zukunft für Bibliotheken auf irgendeine Weise halbwegs zuverlässig vorhersagen? Welche Trends gibt es und welche Rolle spielen sie bei der Gestaltung künftiger Bibliotheksarbeit? Dies sind nur einige der Fragen, die im Rahmen der australischen ALIA Information Online Conference vom 20. bis 22. Januar beanwortet werden sollten. Internationale Experten haben sich im Rahmen der Konferenz gemeinsam mit dem australischen Kolleginnnen und Kollegen mit interessanten Online-Trends beschäftigt. Besonders spannend finde ich dabei den Vortrag von Andy Hines, der u. a. als Professor für Zukunftsstudien an der Universität von Houston (USA) tätig ist, mit dem Titel „Anticipating the future of librarians: understanding trends and staying relevant in the digital age„. Leider kann man den Vortrag bisher noch nicht online einsehen, Hines hatte aber bereits in ähnlicher Mission einen Vortrag auf der „Leadership Summit“ der US-amerikanischen Special Libraries Association und auf dem Joint Spring Workshop of Washington, DC Libraries gesprochen.

Zu grundsätzlichen Trends in Kultur, Infrastruktur und bei Werten hat Hines auch ein Skript im Netz veröffentlicht. Und ganz sicher wäre es interessant, das Buch „2025“ aus dem Jahr 1996 zu lesen und die Vorhersagen von Hines – zumindest für die ersten 13 Jahre seit dem Erscheinungsdatum – einmal zu prüfen.

Link: http://www.information-online.com.au/

Beitrag von Andreas Mittrowann